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Riemer Tower-Grundstück: Stadt verhandelt

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Ladenhüter in Toplage: Das städtische Grundstück mit dem alten Riemer Tower neben der Messe in Riem.
Ladenhüter in Toplage: Das städtische Grundstück mit dem alten Riemer Tower neben der Messe in Riem. © -

München - Ein Umzug des Medizintechnik-Unternehmens Brainlab von Feldkirchen auf das Riemer Tower-gelände wird immer wahrscheinlicher. Der Stadtrat hat nun erste Weichen gestellt.

Kommunalreferent Axel Markwardt soll mit dem Münchner Projektentwickler Wöhr und Bauer einen Optionsvertrag über das Grundstück abschließen. Das hat der Kommunalausschuss in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen. Damit werden Überlegungen des Hightech-Unternehmens Brainlab, seinen Firmensitz aus Feldkirchen in die direkte Nachbarschaft der Messe zu verlegen, ein Stück konkreter. Denn Brainlab, so bestätigte Wöhr-und-Bauer-Geschäftsführer Wolfgang Röck am Freitag auf Anfrage, sei „ein ganz wesentlicher Teil“ des Projekts. Wie dieses Projekt aussehen soll, müsse nun gemeinsam mit den städtischen Behörden entwickelt werden.

Das Grundstück stellt alle Beteiligten vor eine schwere Aufgabe; nicht zufällig ist es die einzige Brachfläche, die 21 Jahre nach dem Wegzug des Flughafens noch übrig geblieben ist.

Eigentlich muss man die 13 566 Quadratmeter als städtisches Filetstück einstufen: Im Süden grenzt der Messesee an, im Osten die Neue Messe, die Autobahnauffahrt ist keine 200 Meter entfernt. Ein Traum-Standort für jeden Gewerbetreibenden - wäre da nicht der alte Flughafen-Tower. Der rote Turm, in dem einst die Fluglotsen arbeiteten, ist neben der Wappenhalle eines der wenigen Bauwerke, die noch an die 50-jährige Luftfahrt-Vergangenheit Riems erinnern. Er steht unter Denkmalschutz - und mitten auf dem Gelände. Wer immer hier bauen will, muss den Tower in seine Planungen integrieren und dazu ein Konzept finden, das finanzierbar ist und zugleich die Auflagen des Denkmalschutzes erfüllt - zwei widerstreitende Forderungen.

An Versuchen, dieses Dilemma zu lösen, hat es nicht gefehlt. Mehrfach waren Hotelketten im Gespräch, die hier ein Luxushotel errichten wollten - mit der Präsidentensuite im Tower. Doch alle zogen sich wieder zurück: Zu kompliziert, nicht finanzierbar. Interessant, so mussten die Verantwortlichen einsehen, war das Grundstück wohl nur für ein Unternehmen, das bereit ist, auch den Imagewert der Immobilie in seine Kalkulation einzubeziehen.

Wolfgang Röck gibt sich nun zuversichtlich, zusammen mit Brainlab eine Idee entwickelt zu haben, die in der bevorstehenden städtebaulichen Diskussion Bestand hat. Wird die Fluglotsen-Glaskanzel auf der Turmspitze also bald ein Chefbüro oder Münchens repräsentativster Konferenzraum? Röck winkt ab: Darüber zu reden, sei noch zu früh. Einzelheiten müsse man gemeinsam entwickeln, „und ich bin guter Dinge, dass uns das gelingt“.

Der Optionsvertrag, so verlautete aus dem Kommunalreferat, gebe dem Projektentwickler „die Gelegenheit zu sondieren, ob ein geplantes Bauvorhaben an dieser Stelle genehmigungsfähig ist“. Angestrebt sei ein Verkauf des gesamten Geländes „zum Verkehrswert“. Zuletzt war eine Summe von 12,5 Millionen Euro im Gespräch. Welche Auflagen der Bauherr beim Tower zu beachten hat, soll laut Kommunalreferat „voraussichtlich im Rahmen der Optionsphase geklärt“ werden.

„Wir begrüßen die Entscheidung des Stadtrats“ teilte Brainlab auf Anfrage mit. Wie berichtet will das Hightech-Unternehmen, das weltweit mit Medizingeräten und Programmen für OP-Techniken und Strahlentherapie mehr als 200 Millionen Euro Umsatz macht, seinen Firmensitz verlagern. In Feldkirchen, wo 550 der weltweit 1100 Mitarbeiter beschäftigt sind, sei der Platz zu eng geworden. Hatte Brainlab-Chef Stefan Vilsmeier das Riemer Tower-Gelände bisher nur als eine Option genannt, so hieß es am Freitag: „Wir verfolgen daneben keine weitere Option mehr.“

Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) zeigte sich überrascht. Er habe davon nichts gewusst, sagte er auf Anfrage dieser Zeitung. Es gebe durchaus Grundstücke, auf denen Brainlab expandieren könne. Geredet habe er darüber aber bisher nur mit dem Vermieter der Immobilie, nicht mit Vilsmeier selbst.

von Peter T. Schmidt

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